Gründung einer Fußverkehrsinitiative in Karlsruhe

Wir laden zu einem Gründungstreffen für eine Fußverkehrsinitiative in Karlsruhe am Montag, den 13. Januar 2025 ab 20:00 Uhr im Fahrradbüro des ADFC ein.

Ein PKW steht auf dem Bürgersteig, ein Kind läuft auf der Fahrbahn
Falschparker auf Gehwegen zwingen zum Ausweichen (Foto: Elisabet Loris-Quint)

Die Initiative „Fuß- und Radentscheid“ ist 2022 gestartet, um beabsichtigte durch das Mittel eines Bürgerentscheids Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr in Karlsruhe zu erzielen. Dabei wurde unsere Initiative durch ein breites Bündnis von Karlsruher Umweltbewegungen unterstützt. Mit dem Abschluss durch die Unterschriftenübergabe an die Stadtverwaltung im Sommer 2023 hat der Fuß- und Radentscheid den Willen von fast 24.000 Bürgerinnen und Bürgern transportiert.

Im Maßnahmenkatalog wurden konkret mehr Raum für den Fußverkehr, mehr Querungsmöglichkeiten sowie sichere Kreuzungen und Einmündungen gefordert. In der Umsetzung zeigt sich aber, dass Radfahrende im Bündnis stark vertreten sind. Die Radverkehrslobby ist in Karlsruhe schon immer sehr stark. Ein Sprachrohr für den Fußverkehr existiert in dieser Form bisher nicht.

Nun wollen wir auch die Fußverkehrslobby auf starke Beine stellen und eine reine Fußverkehrsinitiative gründen, die die Bedürfnisse von Menschen zu Fuß vertritt und in die politische Diskussion einbringt.

Kinder schieben ihre Fahrräder auf dem Bürgersteig
Kriegsstraße: Fehlende sichere Optionen zum Radfahren verdrängen Radler auf Gehwege (Foto: Elisabet Loris-Quint)

Wir wollen beitragen zu der Diskussion um Abfalltonnen, E-Roller, abgestellte Fahrzeuge oder Baustellen auf Gehwegen. Wir wollen, dass Menschen jedes Alters sicher zu Fuß – der natürlichsten Fortbewegungsart – durch die Stadt kommen. Kinder sollen zu Fuß zur Schule gehen können. Wir wollen, dass die Aufenthaltsqualität für alle Menschen auf öffentlichen Plätzen verbessert wird. Wir wollen, dass mobilitätseingeschränkte Menschen sicher und schnell ihre täglichen Wege erledigen können. Wir wollen eine laute Stimme für zu Fuß-Gehende in Karlsruhe sein.

Fußgänger und Radfahrende auf einem Fußweg
Fußgänger und Radfahrende teilen sich einen schmalen Fußweg (Foto: Elisabet Loris-Quint)

Dabei wollen wir die beiden aktiven Mobilitätsarten, den Fuß- und den Radverkehr, im Blick behalten und nicht gegeneinander ausspielen.

Wir laden dich daher ein, für diese Ziele mit einzusetzen und zum Gründungstreffen der Fußverkehrsinitiative zu kommen. Es findet am Montag, den 13. Januar 2025 um 20:00 Uhr im Fahrradbüro des ADFC in der Welfenstraße 13, Südweststadt, 76137 Karlsruhe statt.

Nicht mutig genug für sicheres Kreuzungsdesign?

Kinder und Erwachsene fahren mit Fahrrädern auf einem Radfahrstreifen in Mittellage zwischen Lastkraftwagen hindurch. Einer der beiden setzt zum Fahrstreifenwechsel über den Radfahrstreifen hinweg an, während die Radfahrenden im toten Winkel sind.
Mit einer spektakulären Aktion zeigte Changing Cities, der Trägerverein des Volksentscheids Fahrrad, wie gefährlich Radfahrstreifen in Mittellage sein können. Bild: Norbert Michalke/Changing Cities

Am 14. November 2024 entscheidet der Planungsausschuss des Gemeinderats über die Pläne für den Umbau der Kreuzung Kriegsstraße/Brauerstraße/Reinhold-Frank-Straße. Wir halten die vorgelegten Pläne für nicht zeitgemäß.

Vorgeschichte: Im Januar 2022 wurden Pläne für einen Umbau der Kriegsstraße zwischen Karlstor und Lessingstraße – also auch der oben genannten Kreuzung – im Planungsausschuss beschlossen. Der erste Bauabschnitt an der Hirschstraße ist mittlerweile in Bau. Für die Kreuzung Kriegsstraße/Brauerstraße/Reinhold-Frank-Straße entwarf die Stadtverwaltung zwischenzeitlich zusätzlich auf Wunsch des Planungsausschuss auch noch eine Variante als niederländische Schutzkreuzung (auch bekannt als „geschützte Kreuzung“). Sie selbst empfiehlt aber – wie andernorts in Karlsruhe praktiziert – Radfahrstreifen zwischen den Kfz-Fahrstreifen anzulegen (sogenannten Radfahrstreifen in Mittellage).

Visualisierung einer geschützten Kreuzung
Visualisierung einer geschützten Kreuzung. Bild: ADFC/Timm Schwendy

Zentraler Gegenstand der Diskussion bei der Sicherheit des Radverkehrs an Kreuzungen ist die Lösung des Konflikts zwischen rechts abbiegenden Kfz-Führenden und Radfahrenden, die gerade aus fahren. Wenn beide gleichzeitig Grün haben, müssen erstere eigentlich warten. Tun sie das nicht, kommt es regelmäßig zu Unfällen – mit bisweilen tödlichem Ausgang.

Ausschnitt aus der Entwurfszeichnung des Stadtplanungsamts für eine niederländische Kreuzungsform
Ausschnitt aus der Entwurfszeichnung des Stadtplanungsamts für eine niederländische Kreuzungsform. Bild: Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt
Ausschnitt aus der Entwurfszeichnung des Stadtplanungsamts für eine Kreuzung mit Radfahrstreifen in Mittellage
Ausschnitt aus der Entwurfszeichnung des Stadtplanungsamts für eine Kreuzung mit Radfahrstreifen in Mittellage. Bild: Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt

Der ADFC und viele Radentscheide werben für Schutzkreuzungen nach niederländischem Vorbild. Die Radwege befinden sich dort rechts von den Rechtsabbieger-Fahrstreifen. Kleine Kurvenradien für rechts abbiegende Kraftfahrzeuge sollen die Geschwindigkeiten reduzieren. Die weit abgesetzten Furten sollen die direkten Sichtbeziehungen (statt über Spiegel) verbessern. Jedoch spricht die schon mehrere Jahrzehnte alte Studienlage zur Kreuzungsgestaltung in Deutschland gegen weit abgesetzte Furten. Je weiter die Furt entfernt ist, desto gefährlicher sei es.

Sehbehindertenverbände sprechen sich gegen Schutzkreuzungen aus, da zu Fuß Gehende die Radwege ungesichert überqueren müssen.

Die Stadtverwaltung empfiehlt wegen fehlender Erfahrungen mit niederländischen Schutzkreuzungen die Variante mit Radfahrstreifen in Mittellage.

In unserer Stellungnahme (PDF) kritisieren wir die Empfehlung der Stadtverwaltung. Radfahrstreifen in Mittellage verteilen den Konflikt nur auf einen längeren Abschnitt. Kinder, Familien und Ältere werden in dieser Planung ignoriert.

Wir zeigen stattdessen folgende Alternative auf. In Ergänzung zu einer niederländischen Schutzkrezung genügt ein Ampelprogramm, das rechts abbiegende Kfz-Ströme und geradeaus fahrenden Radfahrenden nacheinander Grün gibt. Dann gibt es den Konflikt nicht mehr. In den Niederlanden ist das vielerorts Standard. In Deutschland bezeichnet das technische Regelwerk, die Richtlinien für Lichtsignalanlagen, den Rechtsabbiegerkonflikt hingegen euphemistisch als „bedingt verträglich“.

Mit getrennten Grünphasen ist es auch nicht mehr von Bedeutung, ob die Furten ein, drei oder fünf Meter von der Fahrbahn abgesetzt sind. Es bedarf lediglich separater Rechtsabbiege-Fahrstreifen in allen vier Straßen, die auf die Kreuzung zuführen. Fußgängerfurten können dann über die Radwege hinweg verlängert werden und die Belange Sehbehinderter berücksichtigt werden.

Für unkonventielle Ampelprogramme und echte Sicherheit im Straßenverkehr mangelt es im Rathaus wohl leider noch an Mut und klaren Vorgaben von oben. Der Gemeinderat hat hier die Chance voranzugehen.

Die Sitzungsvorlage mit Planzeichnungen, Sicherheitsaudits und gutachterlicher Stellungnahme ist im Ratsinformationssystem verfügbar.

Auf der Grünen Welle der CDU reiten nur Autofahrer

Die CDU-Fraktion im Gemeinderat hat einen Antrag „Grüne Welle für Karlsruhe“ gestellt, der am 14. November 2024 im Planungsausschuss beraten wird.

Sie beantragt (PDF mit Begründung):

Die Stadtverwaltung schließt sich dem Projekt „SIMON“ („Sichere Mobilität und Navigation durch vorausschauendes Risikomanagement mittels Schwarm-Intelligenz und V2X-Kommunikation“) an und ermöglicht die Implementierung der App „trafficpilot“ im Karlsruher Straßenverkehr

Die Stadtverwaltung äußert sich ihrer Stellungnahme dazu kritisch. Sie weist auf die Probleme Grüner Wellen und den Konflikt mit verkehrspolitischen Zielen hin.

Unsere Stellungnahme schließt sich der der Verwaltung an. Wir weisen darauf hin, dass CDU-Antrag bestehende Beschlüsse zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs rückgängig und das Autofahren attraktiver machen will.

Das Einführen einer App, das an Lichtsignalanlagen Vorteile verspricht, erhöht auch ohne Nutzungspflicht die Hürden zur Teilnahme am Verkehr – insbesondere für sozial Schwächere. Die App ist ein Baustein zu einer zentralen Speicherung von Bewegungsdaten. Das Forschungsvorhaben arbeitet daher nicht an einem erreichenswerten Ziel und sollte seitens der Stadt nicht unterstützt werden.

Verbesserungsbedarf sehen wir anderswo. Beispielsweise sollten Lichtsignalanlagen noch viel häufiger bedarfsgesteuert sein, um unnötiges Warten an „leeren“ Kreuzungen zu vermeiden.

Stellungnahmen zum Planungsausschuss am 17. Oktober 2024

Am 17. Oktober 2024 tagt der Planungsausschuss der Stadt Karlsruhe. Zu mehreren Tagesordnungspunkten der öffentlichen Sitzung haben wir Stellungnahmen abgegeben.

TOP 3 Verbesserte Sicherheit auf dem Geh- und Radweg am Adenauerring zwischen Fußballstadion und Willy-Brandt-Allee

Die Fraktionen Grüne, KAL, Die Linke und Volt hatten beantragt, beim nördlichen Geh- und Radweg am Adenauerring zwischen Wildparkstadion und Willy-Brandt-Allee einen regelgerechten und sicheren Zustand herzustellen. Der Weg ist nur 2,0 m breit, Lichtmasten auf dem Weg und unmittelbar links davon parkende PKW schränken die nutzbare Breite aber ein. Dort war am Pfingstmontag ein Radfahrer mit einer Geisterradlerin kollidiert und anschließend gestorben.

Die Stadtverwaltung empfiehlt in ihrer Stellungnahme, den Antrag ohne Änderungen an der Situation vor Ort als erledigt zu betrachten. Der Weg sei nicht verbesserbar. Das Verkehrs- und Sicherheitskonzept erfordere die Parkplätze und die breite Fahrbahn. Der Unfall auf Fehlverhalten zurückzuführen.

In unserer Stellungnahme fordern wir, dass Straßen fehlerverzeihend gestaltet sein sollten. Spätestens schwere Unfälle sollten als An­lass genommen werden, alte Entscheidungen kritisch zu hinterfragen.

Die Parkplätze in Fahrtrichtung Westen werden nur an Spieltagen benötigt. Wir schlagen daher vor, die Parkplätze an Tagen ohne Spielbetrieb zu sperren. Um den tatsächlich gelebten Verkehrsverhältnissen an Spieltagen Rechnung zu tra­gen, sollte an diesen Tagen der Geh- und Radweg als reiner Gehweg dienen.

TOP 9 Konzeptbeschluss Unfallhäufungsstelle Yorckplatz

Sitzungsvorlage und Anlagen im Ratsinformationssystem

Der Kreisverkehr am Yorckplatz hat sich laut Stadtverwaltung in den letzten Jahren zur Unfallhäufungsstelle entwickelt. Die Stadtverwaltung möchte vom Planungsausschuss den Auftrag erhalten, die Planungen für den Umbau des Kreisverkehr zu starten. Die Fahrbahn solle verschmälert werden, damit Radfahrende nicht mehr im Kreisverkehr überholt und an der nächsten Ausfahrt geschnitten werden. Gerade das sei die Ursache für einen bedeutenden Teil der Unfälle.

In unserer Stellungnahme befürworten wir den Umbau und regen – mit Blick auf die Haushaltslage – an, schon im Vorgriff darauf, einige Parkplätze an den Einmündungen der Yorckstraße in den Yorckplatz, sowie eine Litfaßsäule zu entfernen.

TOP 10 Querungsstellen Fußverkehr – Prüfliste

Im Jahr 2018 beantragte die CDU-Fraktion, dass die Stadtverwaltung die Einrichtung von Zebrastreifen an diversen Straßen prüfe. Anschließend solle sie, so der damalige Antrag, „alle Schulwege und die Überquerungsstellen bei Altersheimen im Stadtgebiet auf mögliche und notwendige Überquerungshilfen in Form von Zebrastreifen“ prüfen.

Die Prüfung – ergänzt um zahlreiche Anregungen aus der Bürgerschaft und von Schulen, Kitas und Verbänden – von 104 Örtlichkeiten durch eine ämterübergreifende Projektgruppe ist abgeschlossen, wie die Stadtverwaltung in ihrer Informationsvorlage schreibt. An 50 Stellen wurden die Wünsche abgelehnt. Details können der Tabelle der Stadtverwaltung entnommen werden.

Unsere Stellungnahme kritisiert einzelne Örtlichkeiten, bei denen die Verwaltung den Wunsch nach Zebrastreifen ablehnt.

TOP 12 Vorentwurf Fortschreibung Lärmaktionsplan 4. Stufe

Im Rahmen der Lärmaktionsplanung soll der Straßenverkehrslärm in Wohngebieten durch Tempolimits oder bauliche Maßnahmen reduziert werden. Meist erfolgt das mit Tempo-30-Begrenzungen. In der 4. Stufe des Lärmaktionsplans werden weitere Straßen dafür vorgeschlagen. Die Stadtverwaltung lässt ihren Antrag, die Öffentlichkeit dazu anzuhören, im Planungsausschuss vorberaten, bevor der Gemeinderat am 22. Oktober darüber abstimmen soll. In der Georg-Friedrich-Straße in der Oststadt möchte man beispielsweise ein nächtliches Tempo 30 einführen.

Unsere Stellungnahme weist darauf hin, dass die Georg-Friedrich-Straße bereits eine Zone 30 ist und daher nicht weiter reduziert werden kann. Hat die Verwaltung hier mit veralteten Informationen gearbeitet?

Vortrag: Vorbild Niederlande – Warum läuft der Radverkehr dort so gut?

Wir laden zu einem Bildvortrag von Aktiven des ADFC und Fuß- und Radentscheid Karlsruhe am 21. Oktober 2024 um 20:00 Uhr im Grünen Zimmer, Friedensheim, Redtenbacherstraße 10 in Karlsruhe ein.

Die Niederlande gelten als eines der Vorzeigeländer, die konsequent den Radverkehr fördern. In den Innenstädten der Niederlande pulsiert das Leben von Menschen, die auf Fahrrädern unterwegs sind.

Collage aus drei Fotos mit einem Schriftzug

Auf einer Exkursion nach Utrecht, Houten und Amsterdam wollten Aktive des ADFC Karlsruhe selbst erkunden und ganz praktisch erfahren, wie die Infrastruktur sich verbessert, wenn der Radverkehr als auch Radabstellanlagen ganzheitlich und konsequent gefördert werden und Autos in ruhigen Wohnstraßen nur Gäste sind.

Thomas Gotthardt ist sowohl beruflich als auch privat regelmäßig in den Niederlanden unterwegs. Er beschäftigt sich intensiv mit den Erfolgsfaktoren der Infrastruktur des Landes. Er erkundet, wie die Vision der Umverteilung des öffentliche Raums Realität werden kann, wie zu Fußgehende, Radfahrende, Autofahrende, wie Bus und Bahn gleichberechtigt ihren Platz erhalten.

Der spannenden Frage wird nachgegangen, inwieweit die gezeigten Praxisbeispiele auch Vorbild für Karlsruhe sein können. Dies einerseits im Hinblick auf eine echte Verkehrswende, andererseits auch warum das Fahrrad in der Stadt das schnellste, günstigste und praktischste Verkehrsmittel ist und wie die Menschen sich Straßen als Nutzungs-, Aufenthalts- und Wohlfühlort aneignen können.

Frühstück für eine fahrradfreundliche Fahrradstraße am 28. September 2024

Personen sitzen bei einem Picknick auf einem Zebrastreifen auf der Sophienstraße am Gutenbergplatz. Sie sitzen auf Faltstühlen um einen kleinen Tisch herum, der aus einem niedrigen Fahrradanhänger besteht.

Die Initiative Fuß- und Radentscheid veranstaltet am Samstag, den 28. September 2024 von 09:00 bis 11:00 Uhr ein Frühstück für eine fahrradfreundliche Fahrradstraße in der Sophienstraße am Gutenbergplatz. Das Frühstück findet auf der Sophienstraße vor Hausnummer 160a (Volksbank) und dem Mittelstreifen zwischen Gabelsbergerstraße und Gutenbergstraße statt.

Sie möchte für eine dauerhafte Umsetzung des Verkehrsversuchs werben, der Anfang Oktober zurückgebaut werden wird. In den darauf folgenden Monaten wird sich der Gemeinderat damit befassen und über das Ob und Wie einer dauerhaften Lösung entscheiden.

„Der Verkehrsversuch war ein voller Erfolg“ sagt Michael Reichert, Vertrauensperson des Bürgerbegehrens. „Durch die Poller hat der Kfz-Durchgangsverkehr deutlich abgenommen, es ist jetzt viel angenehmer, hier Fahrrad zu fahren.“ Der Bereich um den Gutenbergplatz war nach seiner Aussage einer der ergiebigsten Sammelorte für den Fuß- und Radentscheid, der insgesamt 23888 Unterschriften erhalten hat. „Hier ist das Interesse an sicherem Fuß- und Radverkehr offenbar besonders ausgeprägt“.

Natürlich weckt jede Veränderung Sorgen. „Doch hier hat es die Stadtverwaltung geschafft, die Sophienstraße für die hunderten Schulkinder auf dem Rad sicherer zu machen und sie gleichzeitig für alle voll erreichbar zu halten.“ sagt Christine Tisch vom Unterschriftensammlerin des Fuß- und Radentscheid. „Das steigert die Aufenthaltsqualität und ist also eine Win-Win-Situation.“

Die beiden Poller sind nicht die ersten modalen Filter in der Stadt. Am Lidellplatz, auf dem Bahnhofplatz, in Rüppurr, der Ost- und Südstadt kann man schon seit vielen Jahren ähnliche Poller-Sperren finden. Die Initiative wünscht sich, dass der Verkehrsversuch in eine dauerhafte Lösung überführt wird.

Das Frühstück ist als Versammlung beim Ordnungs- und Bürgeramt angemeldet. Währenddessen kann die Sophienstraße zwischen Gabelsbergerstraße und Nelkenstraße von 8:45 Uhr bis 11:15 Uhr nicht mit Kraftfahrzeugen benutzt werden. Der Radverkehr kann an der Versammlung vorbeifahren. Der Wochenmarkt bleibt auf allen anderen befahrbaren Straßen mit Kraftfahrzeugen erreichbar. Teilnehmende mögen Sitzgelegenheiten/Sitzunterlagen, Speisen und Getränke bitte selbst mitbringen oder auf dem Markt kaufen.

Karte mit Sperrungen am 28. September 2024

Picknick auf der Sophienstraße für einen modalen Filter am 8. August 2024

Fotomontage eines möglichen Pollers auf der Sophienstraße zwischen Gabelsbergerstraße und Nelkenstraße. Das Bild zeigt die nördliche Fahrbahn der Sophienstraße mit Blick Richtung Westen auf den Zebrastreifen zwischen den beiden vorgenannten Querstraßen. Vor dem Zebrastreifen sind Poller und das Verkehrszeichen 260 (Durchfahrtsverbot für Kfz) platziert.

Die Stadtverwaltung hat aufgrund eines Gemeinderatsbeschluss am 1. Juli 2024 mit der Einrichtung von zwei modalen Filtern in der So­phienstraße einen Verkehrsversuch gestartet. Die Errichtung des dritten geplanten modalen Filters auf der nördlichen Fahr­bahn am Gutenbergplatz wurde jedoch von Seiten der Stadtverwaltung ohne Abstimmung mit allen Beteiligten kurzfristig zurückge­zogen.

Die Stadtverwaltung verweist auf „erhebliche verkehrsrechtliche und bauliche Probleme“ sowie „Bedenken seitens der Verkehrssicherheit“. Dabei hätte die Möglichkeit bestanden, zwischen Gabelsbergerstraße und Nelkenstraße – also auf dem Zebrastreifen vor der Volksbank-Filiale – einen modalen Filter zu errichten. Dem Geist des Gemeinderatsantrags wäre damit noch gefolgt worden.

Als Bürgerbegehren haben wir u.a. die Errichtung von modalen Filtern in Fahrradstraßen gefordert, damit der Kfz-Anteil in diesen reduziert wird. Leider sucht die Stadtverwaltung jedoch bei dem Projekt, das die Gemeinderatsmehrheit gegen den Willen der Verwaltung durchgesetzt hatte, nur nach Problemen statt nach Lösungen.

Gemeinsam mit dem ADFC laden wir deshalb am Donnerstag, den 8. August 2024 von 18:30 bis 21:00 Uhr auf der nördlichen Fahrbahn der Sophienstraße vor Nr. 160a (Volksbank) und dem Mittelstreifen zu einem gemeinsamen Picknick ein. Bringt euch bitte eure Sitzgelegenheiten/Sitzunterlagen, Speisen und Getränke selbst mit.

Das Picknick ist als Versammlung beim Ordnungs- und Bürgeramt an­gemeldet. Währenddessen ist dort ab 18:15 Uhr die Durchfahrt für den Kfz-Verkehr gesperrt. Mit der Aktion fordern wir die volle Umsetzung des beschlos­senen Verkehrsversuchs, so dass dieser seine volle Wirkung ent­falten kann.

Kartenausschnitt der Umgebung um den Gutenbergplatz herum. Dargestellt sind Einbahnstraßen, der bestehende Poller auf der südlichen Fahrbahn und die Versammlung am 8. August 2024

Unsere Stellungnahme zur behaupteten Unzulässigkeit und Umsetzungbarkeit der Stadt

Wir haben die Kritik der Stadtverwaltung in Bezug auf die Unzulässigkeit und Unumsetzbarkeit unseres Bürgerbegehrens am Freitag in einer 15-seitigen Stellungnahme erwidert. Zusammen mit einer Anwaltskanzlei, die auch schon andere Radentscheid-Initiativen unterstützte, legten wir dar, dass der Fuß- und Radentscheid zulässig und umsetzbar ist.

Der Zentrale Juristische Dienst der Stadtverwaltung wirft uns vor, dass unser Bürgerbegehren nicht konkret genug sei. Dem widerspricht die Kanzlei in einer separaten 14-seitigen rechtlichen Stellungnahme. An ein Bürgerbegehren dürften keine höheren Anforderungen als an einen gewöhnlichen Gemeinderatsbeschluss gelegt werden. Das Karlsruher Programm für Aktive Mobilität, dessen Umsetzung von der Initiative angestrebt werde, sei noch weniger konkret.

Die Unzulässigkeit sei laut Verwaltung auch deshalb gegeben, weil man das Bürgerbegehren im geforderten Zeitraum nicht umsetzen könne.

Die Stadtverwaltung vermutet in ihrer Stellungnahme, dass unsere primäre Motivation eine gegenwärtig als zu langsam empfundene Umsetzungsgeschwindigkeit der Stadt sei. Das stimmt so nicht. Wir wollen einen konkreteren und konsequenten Umsetzungsplan sowie höhere Standards für neue Geh- und Radwege.

Die Verwaltung hält die vorgeschlagenen Maßnahmen im geforderten Zeitraum für nicht machbar. Die Stadtverwaltung kann sich eine Umsetzung in der vom Fuß- und Radentscheid vorgeschlagenen Qualität nicht vorstellen, also hat sie Gründe für eine Unzulässigkeit gesucht. Die Stadt Frankfurt am Main zeigt, wie man einen Radentscheid zügig und ohne umfangreiche Baustellen umsetzen kann. Wir empfehlen der Verwaltung eine Exkursion nach Frankfurt am Main.

Die Umsetzbarkeit ist unserer Meinung nach gegeben. Es gibt genügend Straßenkilometer im Stadtgebiet, die über ausreichend breite Straßenräume verfügen, um die geforderten Standards für Geh- und Radwege zu erfüllen. Die Zahlenangaben im Bürgerbegehren basieren auf den Ergebnissen einer Machbarkeitsuntersuchung.

Auch kritisiert der Zentrale Juristische Dienst unsere Kostenschätzung und unseren Finanzierungsvorschlag (beides ist für ein zulässiges Bürgerbegehren erforderlich) als nicht belastbar. Dabei hat die Stadtverwaltung unsere Fragen bei der Aufstellung der Kostenschätzung nicht beantwortet, obwohl sie laut § 21 Gemeindeordnung dazu verpflichtet ist.

Wer die Kosten als zu hoch kritisiert, möge eines bedenken: Unsere Kostenschätzung enthält auch Straßen, die komplett grundlegend umgebaut werden müssen. Das treibt die Kosten nach oben, kann aber nicht nur dem Fuß- und Radverkehr zugeordnet werden.

Wir bitten die Gemeinderatsfraktionen daher darum, die Abstimmung auf die Gemeinderatssitzung am 10. Oktober 2023 zu vertagen. Der Zeitraum für die Vorbereitung der Stellungnahme ist zu kurz gewesen, die Vorberatung im Hauptausschuss sei zu früh erfolgt. Den Gemeinderatsfraktionen bieten wir an, über einen besseren Alternativbeschluss zu verhandeln.

Die komplette Stellungnahme (inkl. der rechtlichen Stellungnahme der Kanzlei) kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Fuß- und Radentscheid beim Klimastreik am 15. September

Für ein breit gefächertes Fuß- und Radnetz protestieren wir im Rahmen des globalen Klimastreiks von Fridays for Future für das lokale Umsetzen des Fuß- und Radentscheids. Knapp 24000 Menschen haben sich deutlich dafür ausgesprochen, dem Fuß- und Radverkehr mehr Platz in der Stadt einzuräumen.

Doch die Stadtverwaltung Karlsruhe verhindert die Verkehrswende durch rechtliche und planungstechnische Scheinargumente! Die Vorberatung im Hauptausschuss des Gemeinderats fand am vergangenen Dienstag statt.

Wir brauchen Eure Unterstützung auf der Straße: Nehmt am globalen Klimastreik teil und sendet durch kreative Schilder und Transparente eine deutliche Botschaft an die Stadt, damit der Fuß- und Radentscheid umgesetzt wird. Treffpunkt ist Freitag, 15. September 2023 um 12:30 Uhr auf dem Karlsruher Friedrichsplatz.

Wie wäre es mit unserer Vorlage für euer Demo-Schild?