Am 14. November 2024 entscheidet der Planungsausschuss des Gemeinderats über die Pläne für den Umbau der Kreuzung Kriegsstraße/Brauerstraße/Reinhold-Frank-Straße. Wir halten die vorgelegten Pläne für nicht zeitgemäß.
Vorgeschichte: Im Januar 2022 wurden Pläne für einen Umbau der Kriegsstraße zwischen Karlstor und Lessingstraße – also auch der oben genannten Kreuzung – im Planungsausschuss beschlossen. Der erste Bauabschnitt an der Hirschstraße ist mittlerweile in Bau. Für die Kreuzung Kriegsstraße/Brauerstraße/Reinhold-Frank-Straße entwarf die Stadtverwaltung zwischenzeitlich zusätzlich auf Wunsch des Planungsausschuss auch noch eine Variante als niederländische Schutzkreuzung (auch bekannt als „geschützte Kreuzung“). Sie selbst empfiehlt aber – wie andernorts in Karlsruhe praktiziert – Radfahrstreifen zwischen den Kfz-Fahrstreifen anzulegen (sogenannten Radfahrstreifen in Mittellage).
Zentraler Gegenstand der Diskussion bei der Sicherheit des Radverkehrs an Kreuzungen ist die Lösung des Konflikts zwischen rechts abbiegenden Kfz-Führenden und Radfahrenden, die gerade aus fahren. Wenn beide gleichzeitig Grün haben, müssen erstere eigentlich warten. Tun sie das nicht, kommt es regelmäßig zu Unfällen – mit bisweilen tödlichem Ausgang.
Der ADFC und viele Radentscheide werben für Schutzkreuzungen nach niederländischem Vorbild. Die Radwege befinden sich dort rechts von den Rechtsabbieger-Fahrstreifen. Kleine Kurvenradien für rechts abbiegende Kraftfahrzeuge sollen die Geschwindigkeiten reduzieren. Die weit abgesetzten Furten sollen die direkten Sichtbeziehungen (statt über Spiegel) verbessern. Jedoch spricht die schon mehrere Jahrzehnte alte Studienlage zur Kreuzungsgestaltung in Deutschland gegen weit abgesetzte Furten. Je weiter die Furt entfernt ist, desto gefährlicher sei es.
Sehbehindertenverbände sprechen sich gegen Schutzkreuzungen aus, da zu Fuß Gehende die Radwege ungesichert überqueren müssen.
Die Stadtverwaltung empfiehlt wegen fehlender Erfahrungen mit niederländischen Schutzkreuzungen die Variante mit Radfahrstreifen in Mittellage.
In unserer Stellungnahme (PDF) kritisieren wir die Empfehlung der Stadtverwaltung. Radfahrstreifen in Mittellage verteilen den Konflikt nur auf einen längeren Abschnitt. Kinder, Familien und Ältere werden in dieser Planung ignoriert.
Wir zeigen stattdessen folgende Alternative auf. In Ergänzung zu einer niederländischen Schutzkrezung genügt ein Ampelprogramm, das rechts abbiegende Kfz-Ströme und geradeaus fahrenden Radfahrenden nacheinander Grün gibt. Dann gibt es den Konflikt nicht mehr. In den Niederlanden ist das vielerorts Standard. In Deutschland bezeichnet das technische Regelwerk, die Richtlinien für Lichtsignalanlagen, den Rechtsabbiegerkonflikt hingegen euphemistisch als „bedingt verträglich“.
Mit getrennten Grünphasen ist es auch nicht mehr von Bedeutung, ob die Furten ein, drei oder fünf Meter von der Fahrbahn abgesetzt sind. Es bedarf lediglich separater Rechtsabbiege-Fahrstreifen in allen vier Straßen, die auf die Kreuzung zuführen. Fußgängerfurten können dann über die Radwege hinweg verlängert werden und die Belange Sehbehinderter berücksichtigt werden.
Für unkonventielle Ampelprogramme und echte Sicherheit im Straßenverkehr mangelt es im Rathaus wohl leider noch an Mut und klaren Vorgaben von oben. Der Gemeinderat hat hier die Chance voranzugehen.
Die Sitzungsvorlage mit Planzeichnungen, Sicherheitsaudits und gutachterlicher Stellungnahme ist im Ratsinformationssystem verfügbar.